Starke Persönlichkeit

Iris Berben: "Dieses Leben ist eine so tolle Erfindung!"

Keine hat so viel Glamour und Rock ’n’ Roll im Blut: Die aufregende Femme fatale des Deutschen Films wird 70 Jahre – unfassbar. Im Interview spricht sie über ihre Zukunftspläne.

Schauspielerin Iris Berben.
Schauspielrin Iris Berben ist voller Lebenslust und Energie. Foto: Pascal Le Segretain / Staff / Getty Images
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Sie nimmt sich, was das Leben hergibt: Iris Berben greift jeden Moment, jede Chance. Sie bezieht Stellung, engagiert sich und verkörpert seit 50 Jahren Figuren, die man nicht so schnell vergisst. TV-Klassikern wie „Sketchup“, „Rosa Roth“ oder „Das Erbe der Guldenburgs“ hauchte sie genauso Charisma ein wie ihren aktuellen Filmen, in denen sie beweist, wie facettenreich weibliche Charaktere jenseits der Lebensmitte sind. Iris Berben wird am 12. August unglaubliche 70 Jahre alt und feiert das Ereignis wie nicht anders erwartet: voller Lebenslust, Offenheit und Neugier auf alles, was kommt.

MEINS: Welche Bedeutung hat dieser Tag für Sie?

Iris Berben: So souverän kann ich gar nicht sein, als dass ich sagen könnte, die Zahl macht mir nichts aus. 70 – das ist ein biologisches Rechen-Exempel, da beginnt das letzte Viertel deines Lebens. Gleichzeitig bin ich auch an dem Punkt, an dem ich denke: Viel Leben, viel intensives, dickes, fettes Leben habe ich gehabt.

MEINS: Ein schönes Resümee …

Iris Berben: Die 70 ist ja eine Zahl, mit der wir bisher etwas verbanden. Wenn ich mir mit 30 eine 70-jährige Frau vorstellte, war das ein ganz anderes Bild. Ich kenne viele Frauen in meinem Alter und älter, erfolgreiche Frauen, wie z. B. Jane Fonda oder Helen Mirren, mit denen ich als L’Oréal-Testimonial arbeite: Man guckt sie an und denkt nicht über das Alter nach. Das sind aber unter anderem auch gesellschaftspolitisch interessierte Frauen, mit denen man sofort im Thema ist. Und man merkt: Sie haben einen ungeheuren Humor.

MEINS: Sind Geburtstage für Sie generell ein Grund zu feiern?

Iris Berben: Absolut! Ich feiere wirklich gern. Ich finde, es gibt nichts Schöneres, als seine Freunde um sich zu haben. Entweder man überrascht seine Freunde, was ich oft tue, oder ich werde überrascht … Das ist dieses Jahr nicht möglich, also werde ich alles anders veranstalten. Besser gesagt: Ich veranstalte gar nichts! Ich werde an dem Tag mitten in der Arbeit stecken und den Drehort nicht verlassen dürfen.

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Iris Berben: Sie bewahrt sich ihr inneres Kind

MEINS: Holen Sie die große Fete später nach? Ihr Lebensgefährte Heiko Kiesow hat Anfang des Jahres ja auch schon gerundet – er wurde 60.

Iris Berben: Nein. Ich finde, wenn die Umstände so sind, wie sie sind, tut man gut daran, sie anzunehmen und die Energie nicht damit zu verschwenden, dagegen anzugehen.

MEINS: Wie erlebten Sie persönlich den Shutdown?

Iris Berben: Ich gehöre zu den Menschen, die das Glück haben, sich keine Gedanken machen zu müssen, ob sie die nächsten zwei Monate die Miete noch stemmen können. Ich muss sehr behutsam damit sein, irgendwelche Nöte kundzutun. Denn ich hatte keine! Aber ich bin jemand, der sich gern schnell und viel bewegt – da fällt mir der Quasi-Stillstand etwas schwer. Ich finde, im Moment schaut man wie durch ein Vergrößerungsglas auf alles, was uns schon viele Jahre begleitet. Dass wir unendlich viele Veränderungen nötig haben, kann niemandem verborgen geblieben sein. Ich glaube tatsächlich: Es wird kein Weiterso geben.

MEINS: Sie haben viel erfahren, gesehen, gelebt und wirken dennoch nie abgeklärt. Wie machen Sie das?

Iris Berben: Sich die Fähigkeit zu erhalten, zu sehen und zu hören, was um einen herum passiert, finde ich wichtig. Dass man neugierig, offen und wach bleibt und dass man nie verlernt, das Kind in sich zu bewahren – das muss doch auch mal rauskommen! Egal, ob man mal peinlich oder komisch ist. Immer dieser merkwürdige Drang nach Perfektion … Sei doch dein eigener Maßstab! Die Lust nicht zu verlieren und mal das Risiko einzugehen, eingefahrene Wege zu verlassen und Neuland zu betreten, trägt dazu bei, wie du wirkst. Jugendlichkeit hat nicht unbedingt etwas mit dem Aussehen zu tun. Ich kenne 30-jährige, bildschöne Frauen – wenn die einen Raum betreten, ihn dann aber nicht füllen, ist es wie eine Seifen blase, die zerplatzt.

Iris Berben verrät ihr Schönheitsgeheimnis

MEINS: Abgesehen vom Charisma – was tun Sie noch für Ihre Schönheit?

Iris Berben: Ich kann immer wieder nur sagen: raus aus der Sonne! Deine Haut wird es dir danken! Du brauchst, je älter du wirst, immer mehr Feuchtigkeit. Also ich bin ein richtiger Cremer. Ich creme, creme, creme. Und ich schminke mich abends immer ab. Wir wissen alle: Es gibt Verfassungen am Abend, da schätzt man das Ritual des Abschminkens nicht unbedingt. Aber ich überwinde mich. Und ich gehe regelmäßig zur Kosmetik. Ich lass’ meine Haut säubern und ich weiß nicht was für Masken auflegen. Das tut nicht nur der Haut gut, sondern auch der Seele.

MEINS: Wie stehen Sie zu Schönheits-OPs oder zu minimalinvasiven Eingriffen wie Botox?

Iris Berben: Ich bin keine Botox-Freundin. Ich denke, dass das Gesicht leben sollte. Aber wer sich besser damit fühlt, sollte es tun. Und jemand, der Schlupflider hat und gern wieder einen klareren Blick haben möchte, kann das doch sehr gut machen lassen. Es gibt ja immer neue Techniken. Aber ein Gesicht völlig zu verändern, mit der Absicht, jünger auszusehen, ist in meinen Augen eher kontraproduktiv.

Schauspielerin Iris Berben würde alles noch mal genauso machen

MEINS: Im ARD-Film „Mein Altweibersommer“ spielen Sie eine verheiratete Frau, die mit 60 beschließt, sich einem Wanderzirkus anzuschließen. Hatten Sie selbst auch schon Ausbruchsfantasien?

Iris Berben: Natürlich kenne ich das. Ich bin ja auch vor einigen Jahren aus einer über 30-jährigen Beziehung ausgebrochen. Oder besser: WIR sind ausgebrochen. Ich finde es legitim, dass man Sehnsüchte, Wünsche und Träume hat. Dass man über sich nachdenkt – speziell, wenn man älter wird – und sich fragt: Gibt es noch etwas an mir, was mich an mir selbst erstaunen würde? Oder sieht mich vielleicht jemand anderes noch mal ganz anders? Das bedeutet doch, dass man stark am Leben teilnimmt und sich quasi direkt ins Leben hineinsetzt.

MEINS: Gibt es Momente, in denen Sie gern noch mal 25 wären?

Iris Berben: Manchmal schon. 25 sein in der Jetztzeit – das würde mich reizen. Ich bin ja in einer ganz anderen Zeit groß geworden. Wir haben um so vieles kämpfen müssen, was heute selbstverständlich ist. Aber klar, heute kämpfst du um andere Dinge.

MEINS: Was würden Sie Ihrem 25-jährigen Ich raten?

Iris Berben: Im Nachhinein weiß man so vieles besser. Aber wir entscheiden doch immer aus dem Kontext der Zeit heraus. Wir entwickeln uns ständig auf allen Ebenen weiter – aus Fehlentscheidungen, aus Scheitern, aus richtigen Entscheidungen, aus Übermut, aus Wahnsinn … Die Summe dessen sind wir dann irgendwann. Deshalb würde ich sagen: Mach das mal genauso, Iris, und dann sprechen wir wieder.

Iris Berben: "Ich lebe so unendlich gern!"

MEINS: Im ZDF-Film „Nicht tot zu kriegen“ spielen Sie eine Film-Diva, die wie Sie selbst den Vater ihres Sohnes nicht preisgibt. Gibt es weitere Parallelen zu Ihrer Biografie?

Iris Berben: Es ist ein Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit. Realität ist, dass tatsächliche Film-Szenen von mir gezeigt werden, und es gibt natürlich Parallelen … Aber ich werde nicht allzu viel dazu sagen, was ich bin und was nicht.

MEINS: Wie empfinden Sie eine solche Hommage?

Iris Berben: Also wenn man da nicht glücklich ist! Dass sich zwei Sender entschließen, mir auf diese Weise zu danken, ist eine extrem große Ehre.

MEINS: Wie würden Sie selbst Ihre 70 Jahre auf den Punkt bringen?

Iris Berben: Ich weiß nicht, was mein Fazit ist, ich weiß nur: Ich lebe so unendlich gern! Und zwar mit allem, was dazugehört. Es ist eine so tolle Erfindung, dieses Leben!