Internet-Betrug erkennen: Expertin gibt Tipps
"Digital-Päpstin" Dagmar Hirche erklärt, wie Sie Internet-Betrug erkennen und damit umgehen.
Handys, Internet und Co. sind leider nicht nur für uns praktisch – sondern auch eine echte Goldgrube für Betrüger. Wer sich nicht auskennt, tappt eher in die Falle. Für die Hamburger IT-Expertin Dagmar Hirche und ihren Verein "Wege aus der Einsamkeit" ist es eine Herzensangelegenheit, Senioren, die sich über ihre Kurse und Lern-Videos in die smarte Welt vorwagen, vor Abzockern zu schützen: "Wissen ist Macht! Wer sich schlau macht, ist misstrauischer und besser gewappnet."
So gehen die Internet-Betrüger vor
Dagmar Hirche ist Internet-Expertin aus Hamburg. Sie gründete den Verein Wege aus der Einsamkeit mit dem Ziel, Senior*innen den Start ins Internet zu erleichtern. Hier bietet sie kostenfreie Digital-Schulungen für Personen 65+ an – die 1957-geborene geht dabei selbst mit bestem Beispiel voran.
Simpel ausgedrückt versuchen uns die digitalen Wegelagerer über Gefühle zu ködern: Über die Aussicht auf einen Gewinn, die große Liebe, ein Schnäppchen oder Geldsegen; oder über den Wunsch, aus einer Notlage herauszukommen. Oft wird auch an die Menschlichkeit appelliert: Etwa sucht eine einsame Seele nach Freunden oder schreibt einfach ein freundliches "Hallo".
Manche Nachrichten fordern direkt eine Summe – etwa eine Mahngebühr für eine erdachte Rechnung – andere sind darauf aus, mit Ihnen in Kontakt zu kommen.
Sollten Sie auf einen Kontaktversuch antworten, beginnt der langsame Weg, Ihr Vertrauen zu erringen. Nach einiger Zeit des freundlichen Schreibens wird es dann ernst: Etwa könnte der nette Dieter in einen Autounfall verwickelt werden – und seine Kreditkarte ist kaputt: "Bitte schick mir deine Daten rüber, Du bekommst das Geld auch gleich zurück!" Oder die wunderschöne Abigail aus den USA möchte gern auf einen persönlichen Besuch vorbeikommen – das Flugticket für 2000 Dollar kann sie sich aber leider nicht leisten… "Immer dann, wenn Sie in Vorleistung gehen sollen, ist wahrscheinlich etwas faul im Staate Dänemark", so die Digital-Päpstin.
Neben Internetbetrügern sind auch gefälschte Online-Shops ein Problem. Wie Sie diese erkennen, erfahren Sie im Video. Der Artikel geht darunter weiter.
So nehmen die Online-Betrüger Kontakt auf
Zu erkennen sind Spam-Mails und Nachrichten meist an neutralen Anreden ("Lieber Kunde", "Guten Tag", "Hallo schöne Frau"), fehlerhaftem Deutsch und/oder angeblicher Dringlichkeit.
Die Kontaktaufnahme erfolgt oft per Direktnachricht in Messengerdiensten (z.B. WhatsApp) oder in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram. Auch Datingportale und -apps sind beliebte Spielwiese der Betrüger: Immerhin können sie hier sicher sein, dass die Angeschriebenen nach einer menschlichen Verbindung suchen. Gerade auf sozialen Netzwerken wird auch gern in der Kommentarspalte Kontakt aufgenommen.
Und auch per E-Mails flattern Ihnen Betrugs-Versuche zu. "Das nennt man Spam. Spam sind an unzählige Empfänger gleichzeitig versendete Nachrichten oder E-Mails. Die Mails kommen von Ihnen unbekannten Absendern mit obskuren Adressen. Löschen Sie solche Nachrichten. Niemals auf Links klicken, die in diesen E-Mails angegeben werden, und niemals Daten, um die Sie oft mit Nachdruck gebeten werden, an diese Absender geben", beschwört Dagmar Hirche.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
"Machen Sie sich unbedingt klar: Es ist nicht unhöflich, sondern absolut richtig, Fremden gegenüber misstrauisch zu sein", betont Dagmar Hirche. "Genau wie im analogen Leben sollten Sie immer dann hellhörig werden, wenn Ihnen jemand aus heiterem Himmel etwas vererben, schenken oder als Gewinn zukommen lassen will. Vor allem, wenn Sie an keinem Gewinnspiel teilgenommen haben, den Erblasser nicht kennen oder irgendein Wildfremder Ihnen Geld schenken möchte."
Das ist das Ziel der Online-Betrüger
Fast immer will man Ihnen sensible Daten entlocken, mit denen Kriminelle sich dann überall in Ihrem Namen einloggen und schlimmstenfalls Geld abheben oder Einkäufe tätigen können. Das kann im persönlichen Gespräch passieren, oder durch einen Computervirus, der aktiv wird, sobald Sie auf einen Link klicken. "Grundsätzlich werden Sie dabei um Geld und Wertsachen erleichtert, müssen sich mit lahmgelegter oder komplett beschädigter Technik herumplagen oder jemand nimmt Ihre Identität an und verbreitet in Ihrem Namen betrügerische Mails und Links – oder begeht noch schlimmere Straftaten", sagt Dagmar Hirche.
Auf ihrer Website sind alle Erklär-Videos von Dagmar Hirche zu finden.