Training für das Gehirn

Faszination Riechen: Wie Düfte in uns Erinnerungen wecken

Durch das Riechen sammeln und wecken wir nicht nur Erinnerungen, sondern trainieren auch unser Gehirn. Doch wie genau funktioniert das eigentlich?

Durch das Riechen werden im Gehirn spannende Vorgänge ausgelöst.
Verschiedene Aromen zu riechen ist nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch gut für Körper und Geist. Foto: Yue_ / iStock
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Teer-Geruch versetzt den Duftforscher Prof. Hanns Hatt (71) sofort in seine Kindheit zurück, als neue Straßen gebaut wurden. "Ich bin dann so glücklich wie als kleiner Junge." Düfte wirken wie ein Schlüssel zu den Türen unseres Gedächtnisses. Durch sie werden nicht nur Gefühle und Erinnerungen wachgerufen, sondern auch vor dem Vergessen bewahrt.

Gehirntraining durch das Riechen

Nichts fördert und fordert unser Gehirn so sehr wie das Riechen. Denn Düfte sind vergleichbar mit sehr langen, schwierigen Wörtern: Ein Geruch wie Kaffee setzt sich aus 50 bis 100 verschiedenen "Duft-Buchstaben" zusammen. Insgesamt 350 verschiedene können die Spezialzellen in unserer Nase unterscheiden. Diese Information leiten sie direkt an unser Gehirn weiter. Im Laufe eines Lebens hat es so 4.000 bis 10.000 Gerüche erlernt. Diese immer wieder wahrnehmen, erkennen und zuordnen zu können, ist wichtig für unser Erinnerungsvermögen.

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Erinnerungen werden mit Gerüchen verknüpft

Eindrücke und Informationen werden besonders sorgfältig im Gedächtnis gespeichert, wenn sie mit Düften verknüpft werden. Das geschieht im Alltag ohne unser Wissen oder Zutun. Die Nase riecht immer, kann aber oft alters- oder krankheitsbedingt bestimmte Gerüche nicht mehr erkennen. Dem Gehirn fehlen dann wichtige Bausteine, um eine lang anhaltende Erinnerung zu schaffen. Doch dagegen lässt sich etwas tun. Ein Duft-Training regt nämlich unter anderem die Neubildung von Riechzellen an.

So geht's: Vier intensive Duftstoffe in kleine Einmach- oder Gewürz-Gläser füllen, zum Beispiel rohe Zwiebeln oder gemahlenen Kaffee, Kräuter wie Oregano oder Gewürze wie Nelke. Für Fortgeschrittene: vier weitere, zarte beziehungsweise sehr ähnliche Düfte wie Vanille oder Kakao beziehungsweise Orange und Zitrone wählen. Täglich morgens und abends für etwa 15 Sekunden an jeder Probe bewusst schnuppern. Was können Sie wahrnehmen? Welches Bild "sehen" Sie?

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Düfte für Körper, Geist und Seele

Zimt

Bei Aufmerksamkeit- und Verdauungsproblemen fördert Zimt das Wohlbefinden. Nehmen die Geruchsrezeptoren Zimtaldehyd wahr, löst das Hungergefühle aus (gut bei Appetitlosigkeit) und regt die Produktion von Verdauungssäften an. Bei Bedarf eine Tasse Zimttee (aus dem Reformhaus) trinken.

Pfefferminze

Pfefferminze hilft bei Heißhunger und kann eine Diät unterstützen. Eine Studie der Wheeling Jesuit University (USA) kam zu dem Ergebnis: Wer alle zwei Stunden für fünf Tage an Pfefferminze schnuppert, spart pro Woche 1.800 Kilokalorien ein - verliert so etwa ein Kilogramm Gewicht im Monat. Der Menthol-Geruch fördert das Sättigungsgefühl.

Sehen Sie hier, was Pfefferminze noch alles kann (Artikel geht unten weiter):

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Jasmin

Bei Angstzuständen und Traurigkeit sowie Einschlafproblemen hilft Jasmin. Bochumer Forscher haben entdeckt, dass sich der Duftstoff Vertacetal coeur und seine chemische Variante PI24513 an denselben Gehirn-Rezeptor binden, den auch starke Schlaf- und Betäubungsmittel nutzen. Vor dem Zubettgehen zwei bis fünf Tropfen in eine Duftlampe geben.

Zitrone

Gegen Konzentrationsprobleme hilft Zitrone, die auch die Laune hebt. Übrigens: Aus der Schale wird Limonen gewonnen, das laut Studien aus den USA und Japan die Gehirnleistung steigert. So ging etwa die Zahl der Rechtschreibfehler bei Zitrusduft im Raum um 54 Prozent zurück.

Rosmarin

Bei Gedächtnisproblemen hilft Rosmarin, dass die Wachsamkeit verbessert. Dafür ist sein ätherisches Öl, die Substanz 1,8-Cineol, verantwortlich. Es greift in den Gehirnstoffwechsel ein und verbessert so die Erinnerungsleistung - in einigen Studien sogar um bis zu 75 Prozent. Einfach frische Rosmarin-Nadeln zwischen den Finger zerreiben und daran riechen.

Lavendel

Gegen Unruhe hilft Lavendel, der ein ungestörtes Durchschlafen fördert. Forscher haben festgestellt, dass sein Linalool die gleiche Wirkung hat wie viele chemische Beruhigungsmittel. Zudem lindert es Migränebeschwerden. Bei ersten Anzeichen zwei bis drei Tropfen Lavendelöl auf der Oberlippe verreiben.

Buch-Tipp: Gemeinsam mit Regine Dee hat der Duftforscher Prof. Hanns Hatt 'Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken' (Knaus, 16 Euro)) geschrieben.

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